20-06-2019
Einsteins ganzheitliches Weltbild 1919-2019
Relativitätstheorien und Sonnenforschung am Lernort Sternwarte Bad Nauheim:
Was sagt uns Einstein heute zu Klimawandel, Frieden, Europa, individueller Zivilcourage, Denken im Dialog und Gemeinschaftshandeln?
Macht das, was dem Universalgelehrten und Pazifisten sein Leben lang wichtig war, auch heute noch Sinn? Eine spannende Quelle, um das nachzuprüfen, sind Texte, die er öffentlich machte, weil er jedem Menschen Mitgefühl und ‚Forschergeist’ zutraute: Kein »Schaf« oder »Sklave« zu sein, sich nicht von Interessenspolitik abhängig zu machen, sondern selbst zu denken, nicht zu diffamieren, sondern mit Respekt in Dialoge zu gehen und ethisch zu handeln.
Den Geniekult, den Wohlwollende um Einsteins Person und die Relativitätstheorien machten, lehnte er als unsachlich ab. Aggressivem Judenhass gegen Einstein begegneten er und die Mehrheit seiner bedeutenden Zeitgenossen mit Angeboten zu transparenter Theorie, Empirie, mit vielen Dialogen über die Erkenntniswege und mit Humor. Heute wachsen Dialogverweigerung, Juden- und Denkfeindlichkeit wieder. Um dieser Gegenwart mutig zu begegnen, lohnt es sich, auf den Spuren Einsteins nachzulesen und nachzudenken über die Relevanz seines Bestsellers Mein Weltbild.
Die Sonnenfinsternis vom Mai 1919 und die Relativitätstheorie
Profi-Fotografien und die danach durchgeführten Berechnungen der britischen Astronomen A.S. Eddington und F.W. Dyson waren der erste Beweis, der Einsteins unanschauliche Raumzeit anschaulich, durch relativ einfache Geometrie messbar und mathematisch nachprüfbar machte. Es brauchte jedoch fast 100 Jahre, bis eine Technik zur Verfügung stand, mit der Gravitationswellen gemessen werden konnten. Bis heute jedoch gibt es über die von Einstein neu formulierten Begriffe Raum, Zeit, Materie, Licht, Gravitation und Energie sowie über die damit verbundenen Naturgesetze, die Teil der modernen Astrophysik sind, weltanschaulich motivierte Gegnerschaft.
Auf der Sternwarte können wir uns in dem Wichtigsten üben: Scheinwissenschaftliches zu hinterfragen und einen Forschergeist zu praktizieren, der die fragile Schönheit dieses Planeten, unseres Sonnensystems und des Kosmos’ erkennt und im respektvollen Dialog mit anderen Kulturen und Glaubenssystemen schützt.
Wir können erforschen: Wie viel Spaß kreatives Beobachten, Astronavigation, Orientierung, Geometrie-Logarithmen-Kunst auch ohne smartphone und google machen können.
© Dr. Brigitte Schulze, Mitglied in der Volkssternwarte Wetterau mit dem Schwerpunkt interkulturelles und sozialökologisches Lernen auf den Spuren von Albert Einstein.